2018

Des Magiers quälende Suche nach einer einzigen Antwort

eine Geschichte in fünf mal fünf Bildern

 

Bilder und Text entstanden während eines ausgedehnten Silvesterspaziergangs  am 31. Dezember 2018.

Am Schlüssigsten liest sich die Geschichte von links nach rechts ...


   Alt geworden, doch längst nicht weise genug, stieß der alte Magier immer wieder auf die selbe Frage, nach deren Beantwortung er Jahr um Jahr suchend ergraute.

   Es musste sie geben, diese eine Antwort auf all das Unbill und Leid, das sich in den krausen Haaren eigenistet hatte wie der Fluch einer viel zu schönen Maid.

   So machte er sich am Ende dieser letzten Tage noch einmal auf den Weg, schnürte Schuh um Schuh und behaubte sein Haupt.

 

   Einmal losgegangen, erlaubte er sich kein Halten und folgte dem brüchig gewordenen Hohlweg seiner Seele.



 

   Auf steilen Pfaden durchquerte er einsame Wälder. Er lauschte hinein in das lautlose Rauschen der Blätter …

 

… ließ sich nieder am Fuße knorriger Eichen, befragte die alten Götter und hörte deren Gebot:



 

   „Befreit die gefangenen Wälder, macht Euch auf den Weg!“

   So ging er hin und kämpfte sich tapfer durch das Gehölz wirrer Gefühle, selbst die Klauen von Jabberwockys Kindern hielten ihn nicht mehr zurück.



 

   Der Magier deutete Runen, versuchte den Sinn zu ergründen, lachte einmal sogar wissend auf.

   Doch das Signum ward ihm zum Wink in eine fälschliche Richtung, die dennoch er einzu-schlagen beschloss.

 

   Selten nur kreuzten menschliche Wesen sein Wandern. Uralte meist, ihrer Schier verlustig geraten, irrten ziellos umher.

   Noch seltener vernahm er einen grunzenden Laut zur Antwort auf einen zaghaften Gruß.



 

   Von Ferne krähte ein güldener Hahn und kündete so das nahende Ziel.

   Von heidnischen Bräuchen zeugten am Wege hängend seltsame Artefakte.

   Sie machten ihn fürchten und mahnten den Magier, die fremden Götter keinesfalls zu erzürnen … Er duckte sich ehrfurchtsvoll unter ihnen hindurch und hoffte, keinem Schadzauber erliegen zu müssen.



 

   Ein Tor versperrte den Weg und davor blieb der Magier steh’n.

   Weit dahinter erinnerte verwunschenes Gemäuer an vergangene Freuden, welche die Hallen des langsam verfallenden Schlosses einst-mals erfüllten. Die seinen lähmten ihm plötzlich das Bein.



 

   Er zählte die Ringe seiner Erinnerungen, die moosüber-wachsen des Magiers Herz zu zieren gedachten …

   Aus dem Zurück-dämmern erwachend, gab er sich einen Ruck.

   Letztendlich gab es keinen Grund, hier privat Müll abzulagern.



 

   Die Wurzel aller Fragen lag mit einem Male ihm offen, er sah es genau,

 

   doch die Misteln der Er-kenntnis hingen viel zu fern, und giftiger Efeu umrankte das Tor seiner Befreiung.



   Nie Erlebtem nachsinnend schritt der Magier tapfer weiter des Weges … durch Flammen hindurch, ver-führerischen Eroten standhaft sich wehrend

 

   und dem an seinen wunden Füßen knab-bernden Tod trotzend …



   erblickte er endlich über den Tempeln der jüngeren Götter hinweg ein aufstrah-lendes Licht!

   Abwärts! … Er muss noch tiefer hinab!

   Ein Schlachtfeld der Zivilisationen durchquerend, versuchte der Magier die Gefallenen zu trösten. „Im dendrischen Walhall werdet ihr wachsen!“ Doch sie ächzten nur schwach ihr „Warum?“



   „Ihr musstet fallen zu Ehren einer größeren Spezies!“, plagte sich der Magier zu betonen, irrte jedoch wieder kläglich. Kein Pflaster konnte diese Wunde je wieder schließen.

   Abhanden gekommenen Tränen nachtrauernd rutsch-te er weiter hinab, griff nach pneugeformten Ketten des Haltes und fand mit geschundenen Fingern am Abgrund den Halt.



 

   Geworfene Orakel der Moderne begann er mühsam zu deuten,

 

   ahnte nahe dem Ziel seiend Schreckliches hinter der Dämmerung emporleuchten und kam endlich zum Schluss: „Einmal im Kreise gegangen kannst selbst du entscheiden, wie sexy dein Arsch heute noch ist!“



 

 

   Doch gefangen auf der Rückseite der Wirklichkeit gibt es für all die Fragen, die den Magier des Jahres über so quälten, nur eine letztgültige Antwort:

Sie ist 24!