Lyrisches und andere Texte


Wenn Farben nicht greifen, verdichten sich Worte zu dem, was sonst nicht lebbar ist.

Seit einigen Jahren entstehen so immer wieder Verdichtungen und lyrische Bruchstücke, mit denen ich versuche, Inneres zu kommunizieren. Diese Texte möchte ich hier vorstellen …

 

   Manch wohlwollende Person vergleicht mein Schreiben mit namhaften KünstlerInnen (alle schon tot und können sich dagegen nicht wehren). Wer die Einordnung Meiner braucht, findet sie vielleicht im Begriff der Hermetischen Lyrik.

 

My yearning will never end

Although

Between you and me

There was never and

 

(k.a., 1. November 2017)


How dare you?

 

Habe nun ach!

die Modeschul

von außen und von innen

des mehreres durchquert

 

hab,

denen es gegeben

Stoff für Stoff als Stoff

den Wissen heischenden

als Nahrung zu bereiten

an ihren Lippen hängend

aufmerksam gelauscht

How dare you?

 

dennoch benenn ich

naiv,

vielleicht auch frech

hautanschmiegend Frottee

einfältig

Handtuchstoff

 

How dare I?

 

gebeugten Hauptes

und beschämt

frottier ich nun

mein nasses Haar

meid von nun an

und das schwör ich Dir

den Handtuchstoff dafür

 

(k.a., 8, Februar 2023; für L)

 

 

Margrets Frühlingskuss

 

scharrt

gewiesentlich

durch schüchtern Grün im März

 

stößt

schnabelspitz kro küssend

ins leuchtend Violett

trennt

zwei gelbe Fäden

zufriedengurgelnd aus dem welken Kelch

 

...

 

traurig

glöckelt ein weißes Haupt

die letzte Schneeflocke aus dem Gesicht

blickt ungeküsst

jedoch lebendig

der entwalzenden Henne nach

 

(k.a., 8. März 2023)


Wenn Herkunft endlich stirbt

 

Wenn Herkunft endlich stirbt

fällt Rost von alten Feilen

verlieren so viele Dinge den Sinn

 

Wenn Herkunft endlich stirbt

kriecht Spinnengeweb aus vergilbten Büchern

greifen Worte müde nach weiterem Raum

 

Wenn Herkunft endlich stirbt

bröckelt Putz von träge gewordenen Mauern

lösen morbe Ziegel erzwungenen Halt

 

Wenn Herkunft endlich stirbt

endet die Enge des Denkens

gewinnen Träume an Farbe und Klang

 

Wenn Herkunft endlich stirbt

graben Wurzeln tiefer

ankern Freiheit

im Humus

Ruh

 

(k.a., Dezember 2022)

Das Museum riecht heute anders

 

Mitten hinein

   in jahrzehntelang

   bewahrtem Geruch

   elitärer Anzüge

   mottenpulverumwehter Roben

   nur sonntags gelüftet ...

duftets aufregend jung

 

Mitten hinein

   in friedhofsnahe Ruhe

   hornbebrilltes "psst"

   dem einschläfernden Ticken

   eines Luftmessgeräts

   Woche um Woche verstummend ...

tönts erfrischend jung

 

Mitten Hinein

   in vielfach gefaltete Mienen

   einsam auf krummen Körpern

   von Exponat zu Bild schleppend

   sich selbst allwissend zunicken

   jedes Jahr erneut bestätigt ...

strahlts körperlich jung

 

Ich genieße

die vielen

unerzwungenen

Hände haltenden

einander umarmenden

miteinander in Bildern versinkenden

Menschen

atme tief ein

das so junge Odeur

 

(k.a., 4. Jänner 2023)



surreales Träumen über meine Dämonin

 

hilflos

am Rücken

auf einer

moosgrünen

Serviette platziert

 

ausgeliefert

Dir

 

Appetit

zügelnd

beugst Dich

lächelnd darüber

 

tastest

behutsam

nach

Silberbesteck

 

der Hauch

abgetupfter

Lippen

spürt

aus

papierenem Grün

tief

 ins Mark

 

 

 

 

 

noch eh

Du

sorgsam

tranchierst

 

nur

eine Faser

des Innern

verkostest

 

und

hineinstirbst

ins Herz

 

wärmendes

Rot

tränkt

lautlos

ins

moosige Grün

 

 

(k.a., 17. April 2022)



Klick auf Titel hier darunter, um zu entdecken, was sich dahinter verbirgt ...

 

Nobody Is Never Alone                       Jenseits der Brücke                     PoEsieamSonntag

 

Des Magiers quälende Suche                  Atelier der Worte


Sockende Sehnsucht

 

Meine Socken sind streng monogam

... und leiden darunter!

...

nur einmal mit einer Andersfärbigen ...

nur einmal mit einer Jüngeren ...

nur einmal mit einer Löchrigen ...

nur einmal mit einer,

die schon einmal mit einer anderen ...

...

sockende Sehnsucht,

die sich niemals erfüllt ...

 

(k.a., August 2018)

 

 

 

 

was altes neu ausgegraben

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Kurz vor dem Gewitter

 

noch bevor das Nachtgewitter

schüchtern um Erlaubnis bittet

begegnen wir einander

einen ewigen Augenblick lang

bis er in uns zerreißt

 

 

(k.a., 5. August 2017, 23.40 Uhr)

Minttu

 

trunken Pedale treten

taumelnd

sich selbst anvisieren

Synapsen entkernend

erwachen

und ganz leise fragen

Wie komm ich hierher?

 

 

(k.a., 22. September 2019)




Erkenntnis

 

Nur wenn das Auto vorher abbiegt,

Ist es sinnvoll,

Nach Hause zu gehen,

Außerdem schlafen zu müssen ...

 

 

(k.a., 7. Dezember 2019)

 

 

manchmaldenkeichdinge

 

Ich döse des Nachmittags

im Hängesessel unterm Rosengesträuch

Auf dem Bauch ruht ein

kürzlich erstandenes Buch von Torsten Sträter,

als unter meinem Allerwertesten

eine Hummel lautstark mein Dösen zerbrummt.

 

Ich denke nach:

Wenn über der Hummel

tatsächlich mein Aller-Wertester schwebt,

Wo treibt sich dann mein Wertester herum?

Wie sieht er denn überhaupt aus,

und vertragen sich die beiden eigentlich gut?

 

Die Hummel entbrummt sich,

ich sinniere in Richtung abrutschendem Buch.

Es färbt inhaltlich ab,

und auf meinem T-Shirt lese ich:

"hcölhcsaO ud ,id hcielhcS"

 

(k.a., 1. Mai 2021)