Kammergesänge op. 32

         8 Bilder entlang eines Liederzyklus von Gottfried von Einem;

Monotypien mit Ruß und Tinte auf Faserpapier, gerahmt; 40x50 cm bzw. 50x40 cm; Juli 2018.

 

„Sehnsucht nach der Nachtigall“

 

 

 

 

 

Ich will den Frühlingswind, o Nachtigall, 

mit weichen Blumendüften zu dir senden,

damit sie dir den Weg herüberweisen

In unsere Flur, --- wir warten schon so lang.

 „Die Einsame“

 

 

 

An dunkelblauem Himmel steht der Mond.

Ich habe meine Lampe ausgelöscht,

schwer von Gedanken ist mein einsam Herz.

Ich weine, weine;

meine armen Tränen rinnen so heiß und bitter von den Wangen,

weil du so fern bist meiner großen Sehnsucht,

weil du es nie begreifen wirst,

wie weh mir ist, wenn ich nicht bei dir bin.

 

 

 

Geschenk

 

„Noch einmal“

 

 

 

 

Noch einmal lass mich, o Geliebter, 

bevor ich diese Welt verlasse,

dein liebes Antlitz wiedersehen,

dass ich es tief in meiner Seele

einpräge und es mit mir nehme

ins dunkle Land der Ewigkeit.

 „Bitte an den Hund“

 

Wenn mein Geliebter in der Nacht

den Binsenzaun durchbricht

und leise zu mir hereinsteigt,

Hund,

ich rate dir ernstlich:

hülle dich in Schweigen,

verrate ihn den Leuten nicht,

es soll dir gut gehn, lieber Hund!

 

 

  „Die Tulpen heben ihre Kelche“

  Die Tulpen heben ihre Kelche

mit keckem Sinn zum Himmel auf:

sie wollen Wein zu trinken haben.

Der Ostwind streift verliebten Sinnes

der Rosenblüten junge Busen,

dass ganz sie aus den Miedern quellen.

Durch diese edlen Spießgesellen

wird meine Tugend nicht gefördert:

sie ziehn mich in den Sündenpfuhl!

O Freunde! seid des Schönen,

Reinen und Unverfälschten stets beflissen,

rein sei der Wein auch, den ihr trinket.

Und wenn ich einmal tot bin,

scharrt mich nicht in die

  trostlos dumpfe Erde,

tragt mich in einen duftigen Keller,

  begrabt mich in ein Fass voll Wein.

 

 „Und wie manche Nacht“

 

 

 

Und wie manche Nacht bin ich aufgewacht,

Lag so hell der Mond auf Bett und Schrein!

Sah ins Tal hinaus, traumhell stand dein Haus,

Tiefer träumend schlief ich wieder ein.

 

  „Ein junger Dichter denkt an seine Geliebte“

 

 

 

Der Mond steigt aufwärts, ein verliebter Träumer, 

um auszuruhen in dem Blau der Nacht.

Ein feiner Windhauch küsst den blanken Spiegel des Teiches,

der sich melodisch bewegt.

O holder Klang, wenn sich zwei Dinge einen,

die, um sich zu vereinen sind geschaffen.

Ach, was sich zu vereinen ist geschaffen,

vereint sich selten auf der dunklen Erde.

 

„Der volle Mond steigt aus dem Meer herauf“

 

Der volle Mond steigt aus dem Meer herauf,

das Wasser liegt so stille wie eine Wiese aus Silber da.

O wundervolle Nacht!

In einem Boote liegen junge Freunde beisammen,

trinken Wein aus dünnen Schalen

und blicken zu den zarten Wolken auf,

die überm Gebirg, vom Mond beglänzt,

hinwandeln wie ein Reigen.

Einige der Knaben flüstern:

Dies sei der Schar der schönen, weißen Gattinnen des Kaisers.

Doch einer, wohl ein Dichter, spricht:

O Freunde, es sind die Schwäne aus der andren Welt.